Lessingtage

Lessingtage vom 30.1. - 14.2.26

DEN MENSCHEN IN SEINER VERANTWORTUNG STÄRKEN
 

Matthias Lilienthal, künstlerischer Leiter der neu ausgerichteten Lessingtage 2026, über die Suchbewegungen des Festivalprogramms, Postpopulismus, künstliche Intelligenz und das, was unsere Demokratie zusammenhält.

Wie reagieren wir auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt, in der Demokratie und Wahrheiten immer mehr unter Druck geraten? Was tun wir, wenn der Populismus in die politische Mitte vorrückt und Gesellschaften zunehmend polarisiert?

 

Besondere Aufmerksamkeit schenken die Lessingtage in dieser Spielzeit dem Einfluss von Technologie, der Zerstörung demokratischer Strukturen und dem veränderten Verhältnis von Wahrheit und Realität. Der politische Kontext in Deutschland macht das Thema des Festivals besonders relevant: Während die AfD mit Unterstützung von Superreichen wie Elon Musk an Zustimmung gewinnt und das politische Klima von Desinformation und Eskalation geprägt ist, steht die Frage im Raum, wie Europa und Deutschland dieser Entwicklung begegnen können.

 

 

Die Hamburger Prozesse

 

Ein zentrales Projekt der Lessingtage 2026 ist Die Hamburger Prozesse von Milo Rau. Dieser international renommierte Theatermacher, bekannt für seine Tribunale zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit, konzipiert nun einen Prozess gegen die großen Technologie-Konzerne. Dabei geht es um Themen wie die Einmischung in die Bundestagswahlen, die Erosion demokratischer Strukturen und die Missachtung von ethischen Grenzen durch Unternehmen wie Google, Meta und OpenAI. In Anbetracht der zunehmenden Bedeutung von künstlicher Intelligenz und deren Rolle in der Manipulation von Wahlen und der Ausbeutung von Arbeitskräften steht Maschinenlernen als zentrales Thema auf der Agenda. Wie geht es weiter, wenn Maschinen beginnen, Entscheidungen zu treffen? Mit der Verbreitung von künstlicher Intelligenz und ihrer Anwendung in nahezu allen Lebensbereichen stehen wir an einem Wendepunkt. Die Darstellenden Künste bieten einen Raum, um diese komplexen Fragen zu thematisieren, Perspektiven zu erweitern und Visionen einer Zukunft zu entwickeln, in der die Technologie nicht den Menschen ersetzt, sondern ihn in seiner Verantwortung stärkt.

 

 

Postpopulismus – Blickpunkt Polen

 

Ein Schwerpunkt fuhrt das Festival nach Polen, einem Land, das exemplarisch für den Kampf gegen den Populismus steht. Nach Jahren unter der antidemokratischen Herrschaft der PiS-Partei und den weitreichenden Eingriffen in das Rechtssystem und die Medien zeigt Polen, wie Demokratie neu erkämpft und verteidigt werden kann. Das Land hat eine Geschichte der Erneuerung, die tief in der Solidarność-Bewegung verwurzelt ist. Doch auch hier stellt sich die Frage: Wie gelingt die Redemokratisierung in einem Land, das vom Populismus gezeichnet ist? Was können wir als Gesellschaft lernen, wenn der Populismus selbst in den liberalsten Demokratien Europas zunehmend Fuß fasst?

 

 

Marguerite Duras – Spiel um Leben und Tod

 

Dem Regisseur Julien Gosselin ist mit seiner jüngsten Inszenierung nach literarischen Vorlagen von Marguerite Duras, entstanden an der Schauspielschule in Straßburg, erneut ein großer Wurf gelungen: Etwa 300 Zuschauende stehen auf einer Raumbühne und bestimmen ihr Verhältnis zum Text immer wieder neu. Die Härte und Schwere der literarischen Vorlage wird von dem Enthusiasmus der jungen Darsteller*innen ausbalanciert. In der Form ähnelt die Aufführung einem Spoken-Word-Konzert, das – auch durch den Einsatz von Videotechnologie – zwischen unterschiedlichen Medien changiert. Das macht das Projekt Musée Duras zu einer großen Ausstellung, die das Lebenswerk einer großartigen Künstlerin zeigt.


 

Das sind drei erste Hinweise auf das Programm der Lessingtage 2026. Wir wollen Sie einladen zu diesem Festival und hoffen, auf eine sinnliche und politische Reise zu gehen in einer Zeit, die uns allen sehr viel abverlangt.

 

Programmveröffentlichung und Vorverkauf im November 2025