Profil & Geschichte

Das Thalia Theater heute

Das Thalia Theater ist eines der vier Hamburger Staatstheater und zählt zu den führenden Sprechtheatern im deutschsprachigen Raum. Es wird in der Rechtsform der GmbH geführt, mit der Freien und Hansestadt Hamburg als alleiniger Gesellschafterin. Seit der Spielzeit 25/26 leitet die Intendantin Sonja Anders das Thalia Theater gemeinsam mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Tom Till. Rund 350 Festangestellte arbeiten vor und hinter den Kulissen, um allabendlich bestes Theater auf die Bühne zu bringen.

 

Das Thalia Theater am Alstertor in der Hamburger Innenstadt verfügt über rund 1.000 Sitzplätze. Dazu kommen das Nachtasyl unter dem Dach des Thalia Theaters sowie die Studiobühne und die Box in der Gaußstraße im Stadtteil Altona.

 

Als Ensemble- und Repertoirebetrieb bringt das Thalia Theater pro Spielzeit etwa 20 Premieren heraus. Dazu gibt es Festivals, Sonderveranstaltungen, Gastspiele, Lesungen und Reihen. Rund 250.000 Menschen besuchen pro Jahr ca. 850 Veranstaltungen des Thalia Theaters in Hamburg. Zahlreiche Einladungen zu Gastspielen im In- und Ausland sowie zu wichtigen Festivals wie dem Berliner Theatertreffen, den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen oder dem Festival d`Avignon belegen das erstklassige Renommee des Thalia Theaters.

 

Namhafte und profilierte Künstler*innen, entschiedene Regiehandschriften und gefragte Autor*innen prägen das Thalia Theater, im Zentrum steht ein starkes und vielfältiges Ensemble von aktuell 36 Schauspieler*innen.

 

Unter der Leitung von Sonja Anders setzt das Thalia Theater seine internationale Ausrichtung mit Gastspieleinladungen und Festivals wie den Lessingtagen fort. Mit Formaten wie den Nachbarşchaften oder der Embassy of Hope verfolgt das Thalia Theater weiterhin einen diversitätsorientierten Ansatz, um sich mit Communities, Initiativen und Akteuren der Stadtgesellschaft intensiv zu vernetzen. Sonja Anders und ihr Team stehen für ein solidarisches, offenes und kommunikatives Theater, das sich energetisch seinem Publikum zuwendet. Dialog und Diskurs prägen das Programm, welches durch zahlreiche Gesprächsformate und Reihen ergänzt wird. Auf dem Spielplan stehen sowohl klassische und antike Stoffe wie auch zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, neue Dramatik und aktuelle Themen der Gegenwart.

Kooperationen mit anderen Theatern und Kollektiven werden in Zukunft eine deutlich größere Rolle spielen, um nachhaltiger und vielfältiger zu agieren. Das Thalia Theater versteht sich als lernende Institution und arbeitet kontinuierlich daran, Barrieren abzubauen, Zugänge zu schaffen und sich selbst als Betrieb weiterzuentwickeln.

Die Anfänge des Thalia Theaters

Als Chéri Maurice 1843 die Konzession für ein Theater bei der Freien und Hansestadt Hamburg beantragte, verbot man ihm zum Schutz des Stadttheaters an der Dammtorstraße, ernste Stücke zu spielen. Daraufhin benannte er sein Haus nach der griechischen Muse der Komödiendichtung Thalia und eröffnete es am 9. November 1843 gegenüber dem heutigen Standort (heute steht dort der Thaliahof). Der Theaterbau wurde von den Architekten Franz Georg Stammann und Auguste de Meuron konzipiert.

 

1894 erwarb Bernhard Pollini das Theater, seine Erben wandelten es 1907 in eine GmbH um. Unter der Leitung von Leopold Jessner wurde 1912 ein größeres Theater mit 1.300 Plätzen am heutigen Gerhart-Hauptmann-Platz erbaut. Die Architekten des neoklassizistischen Neubaus waren Werner Lundt und Georg Kallmorgen. 

 

1927 war der später weltberühmte Schauspieler Peter Lorre (Laszlo Löwenstein) Schauspieler am Theater. Der Direktion von Hermann Röbbeling, der seit 1915 im Amt war, folgte 1932 Erich Ziegel. Von 1934 bis 1942 übernahm Paul Mundorf die Leitung des Hauses, bis 1936 gemeinsam mit Erich Kühn, danach zusammen mit Ernst Leudesdorff. Im Jahre 1937 wurde das Thalia Theater verstaatlicht. Von 1942 bis 1945 hatte Robert Meyn die Leitung des Hauses inne. 

 

1945 wurde das Gebäude weitgehend zerstört, 1946 erfolgte eine provisorische Wiedereröffnung mit Shakespeares Was ihr wollt unter der Intendanz von Willy Maertens, der bis 1964 das Theater leitete. 

 

1957 wurde die Stiftung ›Wiederaufbau Thalia Theater in Hamburg‹ gegründet, aus der dann 1977 die noch heute bestehende ›Stiftung zur Förderung des Thalia Theater Hamburg‹ und die → Thalia Freunde hervorgegangen sind.

 

Am 3. Dezember 1960 wurde das vollständig wiederhergestellte und modernisierte Haus mit dem Stück Die heilige Johanna von George Bernard Shaw eröffnet. Die Innenausstattung des Architekten Werner Kallmorgen (dessen Vater Georg für den Bau 1912 verantwortlich war) gilt als hervorragendes Beispiel der Nachkriegsmoderne.

Auf die Intendanz von Kurt Raeck (1964–1969) folgte Boy Gobert. Unter seiner Leitung (bis 1980) öffnete sich das Thalia dem zeitgenössischen Regietheater. Gobert holte Regisseure wie Peter Zadek, Hans Neuenfels und Jürgen Flimm und die Theaterfotografin Rosemarie Clausen ans Haus. Zum Ensemble gehören unter anderem Paula Wessely, Ingrid Andree, Nicole Heesters, Johanna von Koczian, Agnes Fink, Martin Benrath, Helmut Lohner, Kurt Meisel und Uwe Friedrichsen. 1972 wurde mit dem TiK (Thalia in der Kunsthalle) eine zweite Spielstätte eröffnet. Von 1980 bis 1985 war Peter Striebeck Intendant. Es folgte Jürgen Flimm, der das Haus 15 Jahre lang bis 2000 erfolgreich leitete. 

Aufbruch

Hatte das Thalia bis dahin das Image des eher bürgerlichen Theaters, begab sich Flimm mit Regisseur*innen wie Jürgen Gosch, Alexander Lang, Ruth Berghaus, Thomas Langhoff, George Tabori in eine modernere Richtung. Die Musicals von Robert Wilson (zusammen mit Tom Waits und Lou Reed) waren legendär und gingen weltweit auf Tournee. Das Thalia wurde mehrmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen und zum Theater des Jahres gewählt. Und es entwickelt sich zum wirtschaftlich erfolgreichsten staatlichen Sprechtheater Deutschlands.

 

Von 2000 bis 2009 übernahm Ulrich Khuon die Intendanz des Thalia Theaters. Das TIK (Thalia in der Kunsthalle) als zweite Bühne wurde geschlossen und dafür im November 2000 das Thalia in der Gaußstraße eröffnet, eine neue Studiobühne in Hamburg-Altona mit 199 Plätzen und einer variablen Bühne. In wenigen Jahren avancierte dieser neue Spielort zu einer der ersten Adressen für zeitgenössisches Theater. Khuon engagierte namhafte Regisseure wie Andreas Kriegenburg, Michael Thalheimer, Stephan Kimmig, Martin Kušej, Jürgen Kruse und Tomaž Pandur. Auf dem Spielplan standen zahlreiche Uraufführungen wichtiger Autor*innen wie Dea Loher, Gesine Dankwart, Conor McPherson, Moritz Rinke, Fritz Kater, Lukas Bärfuss oder Jon Fosse.

 

Mit den Autorentheatertagen wurde der schreibende Nachwuchs gefördert und in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung entstand das Körber Studio Junge Regie. Das Theater wurde mehrmals zum Theatertreffen eingeladen und zum Theater des Jahres gekürt. Der wirtschaftliche Erfolg blieb.

2009 bis 2025 war Joachim Lux Intendant des Thalia Theaters. Das künstlerische Profil bestimmten entschiedene Regiehandschriften, die kontinuierliche Zusammenarbeit mit internationalen Künstler*innen sowie ein starkes Ensemble. Prägend waren die Inszenierungen von Luk Perceval, Jette Steckel, Antú Romero Nunes, Christopher Rüping, Nicolas Stemann, Jan Bosse, Johann Simons oder Kirill Serebrennikov.

 

Lux setzte sich verstärkt für die Verständigung zwischen den Kulturen, gesellschaftlichen Schichten und Religionen ein. Dafür stand auch das interkulturelle Festival Um alles in der Welt – Lessingtage, das seit 2010 zwischen Ende Januar und Anfang Februar, ausgehend von Lessings aufklärerischen Gedanken, am Thalia Theater mit renommierten internationalen Gastspielen stattfindet. 2017 fand zudem das Festival Theater der Welt am Thalia Theater statt. Viele internationale Gastspieleinladungen - u.a. nach Russland, China, Kolumbien, Australien oder Namibia und in fast alle europäischen Länder – , sowie zahlreiche Auszeichnungen und Einladungen zum Berliner Theatertreffen bestätigten die kontinuierliche Arbeit des Thalia Theaters und seiner Mitarbeiter*innen.

Im Sommer 2025 übernahm mit Sonja Anders erstmals eine Frau die Leitung des renommierten Thalia Theaters. Das Ensemble wird deutlich jünger, weiblicher und diverser. Sonja Anders setzt vor allem auf Kooperationen und eine enge Vernetzung mit der Stadtgesellschaft. Im Thalia in der Gaußstraße entsteht mit der BOX eine neue Spielstätte.